Manchmal packt es mich in diesem Jahr dann doch, dieses Südtirol-Fernweh und na klar auch die Freundevermissung, denn mit Freunden an Herzensorte zu verreisen macht aus Reiseerinnerungen ganze Geschichten.
Hätte man bis zum letzten Jahr wohl zu schätzen gewusst, wie gut es sich anfühlt,
- mit Freunden stundenlang in einem Berggasthof zu sitzen, zu essen und quatschen, lachen und Freudentränen zu verdrücken
- 10 verschiedene Apfelsäfte zu degustieren und sich büschn Apfelsaft beschwipst zu fühlen
- gemeinsam Knödel rollen zu dürfen
- zu lernen, wie man Strauben backt
- im Garten des Bozener Laurin-Hotels bis in die Nacht hinein zu Tanzen
- morgens allesamt die Finger nicht vom Bergkäse-Buffet lassen zu können
- kalte Schneeluft einzuatmen und sich als Schneeengel auf der Plose zu verewigen
- frühmorgens mit Kamera und Sack und Pack durch die Straßen Merans, Bozens oder Brixens zu tigern, weil Städte beim Aufwachen so bezaubernd sind, die Südtiroler Orte mit dem Bergpanorama im Hintergrund ja eh
- vor dem Frühstück eine gemeinsame Schwimmung im warmen Außenpool mit Ausblick auf die Südtiroler Berge zu genießen
- endlich von den Profis in perfekten Speck-Schneide-Techniken instruiert zu werden
- auf einem Hof von einer Horde Welpen überfallen und wie verrückt gekuschelt zu werden. Oder von Kühen.
- durch reich behangene Südtiroler Weinberge oder blühende Apfelhaine zu wandern
- am Kalterer See auf einem Tretboot fleissig strampelnd die Stunden zu vergessen
- oder nach einer ausgiebigen Wanderung am Ziel anzukommen: einem Gasthof mit Kaiserschmarrn auf der Speisekarte.
Reisen nach Südtirol haben für mich also unweigerlich etwas mit viel und vor allem sehr gutem Essen zu tun, weiten Ausblicken, Flanieren durch die Natur und Menschen, die mich begleiten oder die ich dort kennenlernen darf.
Aber Jammern über dieses 2020er Jahr ohne Berge und Essen in Südtirol nützt ja nix (auch wenn ich finde, dass man sich das ab und an mal erlauben darf, zu Jammern), drum kam ich mit meinen Freundinnen und Reisekumpaninnen Clara vom Blog tastesheriff und Mel von FoxyFood auf die Idee, uns bei einem virtuellen Friendsgiving Dinner zu treffen, über unsere Reise zum Südtiroler Genussfestival in Bozen zu sinnieren:
Jeder kocht dazu einen Gang: Clara die Vorspeise, Mel das Hauptgericht und ich – wer hätte es gedacht – das Dessert. Alles rund um Südtiroler Qualitätsprodukte Apfel, Wein, Speck und Käse.
Ich mußte nicht allzu lange nachdenken, denn an unsere Südtirolreise erinnerte mich beispielsweise ein Abend im Hotelgarten, in dem für die Gäste ein so spektakulär riesiger Kaiserschmarrn zubereitet wurde, dass Villariba und Villabajo mit ihren Pfannengrößen hätten einpacken können. “Keine Reise nach Südtirol ohne Kaiserschmarrn” lautet die Regel, gerne zu Ende einer langen Wanderung. Analog zu diesem verrückten 2020, das wir alle bewältigt haben. Dazu Rotwein aus Südtirol, der sich in den heißen Kirschen versteckt, was zu dieser Jahreszeit von innen wärmt – und zwar Leib und Seele.
Also habe ich kurz in Südtirol bei den Vinoexperten nachgefragt und man empfahl mir als Weinsorte einen Lagrein, da die edlen, würzigen Noten sind begleitet von fruchtigen Beeren und frischen Kirschen begleitet werden. Passt also perfekt zu meinem Gericht.
Hier findet Ihr übrigens Claras Vorspeisen-Rezept für Apfel-Zwiebelsuppe mit Südtiroler Speck
und hier Mels Hauptspeise für Rote Bete Knödel mit Parmesansoße mit Südtiroler Speck-Krautsalat und Apfel
Hier mein Rezept für das Kaiserschmarrn-Dessert:
Rezept für Südtiroler Kaiserschmarrn mit Zimt und heißen Zimt-Rotwein-Kirschen
Zutaten:
Für den Kaiserschmarrn mit Mohn:
4 Eier (Gr. M)
30g Zucker
125ml Milch
125g Mehl
2 EL gemahlener Mohn (Obacht: das ist nicht fixe, feuchte Mohnfüllung)
1 Prise Zimt
1 EL Butterschmalz
2 EL Butter
Puderzucker
Mandelhobel zum Servieren
Für die heißen Rotweinkirschen:
1 großes Glas (680g Füllmenge) entsteinte Sauerkirschen
3 gestrichene EL Stärke
100ml trockener Südtiroler Rotwein (bspw. ein Lagrein)
50g (etwa 4 EL) Zucker
Zubereitung:
- Den Backofen auf 175°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Das Backgitter auf mittlerer Schiene einschieben.
- Die Eier ganz sauber trennen, so dass kein Fitzelchen Eigelb ins Eiweiß gelangt, letzteres zeigt sich ansonsten nämlich beleidigt. Die Eiklar dann in einer Rührschüssel mit den Quirlen des Handmixers oder Eurer Küchenmaschine leicht steif schlagen. Den Zucker einrieseln lassen und alles schön steif weiter mixen.
- In einer anderen Schüssel die Eigelbe mit der Milch verquirlen. Mehl, Mohn und Zimt kurz vermengen und dazu geben. Mit einem Schneebesen glatt verrühren.
- Zunächst erst mal nur die Hälfte des steifen Eiweiß dazu geben, mit einem Silikonspatel verrühren. Man bereitet den Teig so auf die zweite Eiweißladung vor. Die zweite Eiweißhälfte sodann nur fluffig unterheben, auf keinen Fall dolle mixen.
- Das Butterschmalz in einer großen, ofenfesten (!) Pfanne (ca. 28cm Durchmesser) auf mittlerer Stufe des Kochfeldes zerlassen. Den Schmarrnteig hinein geben und ca. 2 Minuten auf dem Kochfeld belassen. Die Pfanne dann für ca. 12-14 Minuten in den Backofen geben.
- Unterdessen kann man schon mal die heißen Rotweinkirschen zubereiten. Hierfür die Kirschen kurz absieben, den Kirschsaft dabei unbedingt auffangen und nicht in den Ausguss fließen lassen. Vier Esslöffel vom Kirschsaft entnehmen und in einer kleinen Schale mit der Stärke schön glatt verrühren, damit es keine Klümpchen gibt.
Den restlichen Kirschsaft mit dem Lagrein-Rotwein und Zucker auf dem Herd in einem kleinen Topf zum Kochen bringen. Die angerührte Stärke-Kirschsaftmixtur unter ständigem Rühren mit dem Schneebesen einrühren und kurz noch einmal aufkochen und eindicken lassen. Dann die Kirschen dazu geben und den Topf zur Seite stellen. - Die Kaiserschmarrn-Pfanne aus dem Ofen holen (Obacht, ist heiß) und den Kaiserschmarrn mit einem Pfannenwender vierteln. Die Viertel jeweils wenden und bei mittlerer Temperatur auf dem Kochfeld platzieren, damit auch die Oberseite nun gebräunt wird. So ein bis zwei Minuten lang auf der Unterseite garen lassen, dann (gerne mithilfe zweier Gabeln) in mundgerechte Stücke „zerpflücken“, etwas Butter und Puderzucker sowie – wer möchte – gehobelte Mandeln in die Pfanne geben und das ganze etwas karamellisieren lassen.
- Den Kaiserschmarrn nun entweder auf einer großen Schale anrichten, mit Kirschen und Sahne bedecken oder aber in einzelnen Schälchen vorportioniert präsentieren.
Hinweis: Aufgrund des Alkoholgehaltes sind die Heißen Kirschen nicht für Kinder oder Schwangere geeignet. Man kann einfach auch heiße Kirschen ohne Rotwein zubereiten oder Apfelkompott dazu servieren.
Südtiroler Kaiserschmarrn mit Mohn und heißen Zimt-Rotwein-Kirschen
Zutaten
Für den Kaiserschmarrn mit Mohn:
- 4 Eier Gr. M
- 30 g Zucker
- 125 ml Milch
- 125 g Mehl
- 2 EL gemahlener (trockener) Mohn
- 1 Prise Zimt
- 1 EL Butterschmalz
- 2 EL Butter
- etwas Puderzucker
Für die heißen Rotweinkirschen:
- 1 großes Glas (=680g Füllmenge) entsteinte Sauerkirschen
- 3 gestrichene EL Speisestärke
- 100 ml trockener Südtiroler Rotwein bspw. ein Lagrein
- 4 EL Zucker
außerdem (optional)
- Puderzucker und/oder geschlagene Sahne zum Servieren
Anleitungen
- Den Backofen auf 175°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Das Backgitter auf mittlerer Schiene einschieben.
- Die Eier ganz sauber trennen, so dass kein Fitzelchen Eigelb ins Eiweiß gelangt, letzteres zeigt sich ansonsten nämlich beleidigt. Die Eiklar dann in einer Rührschüssel mit den Quirlen des Handmixers leicht steif schlagen. Den Zucker einrieseln lassen und alles schön steif weiter mixen.
- In einer anderen Schüssel die Eigelbe mit der Milch verquirlen. Mehl, Mohn und Zimt kurz vermengen und dazu geben. Mit dem Schneebesen glatt verrühren.
- Zunächst erst mal nur die Hälfte des steifen Eiweiß dazu geben, mit einem Silikonspatel verrühren. Man bereitet den Teig so auf die zweite Eiweißladung vor. Die zweite Eiweißhälfte sodann nur fluffig unterheben, auf keinen Fall dolle mixen.
- Das Butterschmalz in einer großen, ofenfesten (!) Pfanne (ca. 28cm Durchmesser) auf mittlerer Stufe des Kochfeldes zerlassen. Den Schmarrnteig hinein geben und ca. 2 Minuten auf dem Kochfeld belassen. Die Pfanne dann für ca. 12-14 Minuten in den Backofen geben.
- Unterdessen kann man schon mal die heißen Rotweinkirschen zubereiten. Hierfür die Kirschen kurz absieben, den Kirschsaft dabei unbedingt auffangen und nicht in den Ausguss fließen lassen. Vier Esslöffel vom Kirschsaft entnehmen und in einer kleinen Schale mit der Stärke schön glatt verrühren, damit es keine Klümpchen gibt.
- Den restlichen Kirschsaft mit dem Lagrein-Rotwein und Zucker auf dem Herd in einem kleinen Topf zum Kochen bringen. Die angerührte Stärke-Kirschsaftmixtur unter ständigem Rühren mit dem Schneebesen einrühren und kurz noch einmal aufkochen und eindicken lassen. Dann die Kirschen dazu geben und den Topf zur Seite stellen.
- Die Pfanne aus dem Ofen holen und den Kaiserschmarrn mit einem Pfannenwender vierteln. Die Viertel jeweils wenden und bei mittlerer Temperatur auf dem Kochfeld platzieren, damit auch die Oberseite gebräunt wird. Kurz auf der Unterseite garen lassen, dann (gerne mithilfe zweier Gabeln) in mundgerechte Stücke „zerpflücken“, etwas Butter und Puderzucker sowie optional gehobelte Mandeln in die Pfanne geben und das ganze etwas karamellisieren lassen.
- Den Kaiserschmarrn nun entweder auf einer großen Schale anrichten, mit Kirschen und Sahne bedecken oder aber in einzelnen Schälchen vorportioniert präsentieren.
4 Kommentare
Normalerweise bin ich ja zu dieser Zeit auf irgendeiner Skipiste in Österreich unterwegs. Und bei mindestens 1 Hüttenbesuch gibt es auch einen Kaiserschmarrn. Da das im Moment leider nicht möglich ist, probiere ich dieses Rezept sehr gerne selber aus :).
Das sieht aber sehr sehr lecker aus und muss unbedingt mal ausprobiert werden. Danke für das schöne Rezept und viele Grüße.
Liebe Jeanny, ich lese schon lange mit wenn du in Südtirol bist, weil ich mit meiner Familie auch jedes Jahr da hinfahre. Ich fürchte den Kaiserschmarrn werde ich an Weihnachten backen lassen für meine Kinder ohne Rotwein für uns Grossen mit. Dir und deiner Familie wünsche ich ein besinnliches Weihnachten.
Katharina
Liebe Katharina, oh das freut mich so, hier so viele Südtirol-Fans mitlesen zu wissen. Bald können wir wieder hin, durchhalten. Bis dahin auch Euch ein feines (und leckeres) Fest
Jeanny